Steffi Borg berichtet von ihren Erlebnissen im Fernen Osten:
Wolkenkratzer aus Glas und Stahl, viele Menschen, hupende Autos, … waren die ersten Eindrücke, die wir von Shanghai bekamen, als wir uns auf dem Weg vom Flughafen zum Hostel, welches nun für 3 Wochen unser Zuhause sein sollte, befanden. Jedoch blieb uns nicht viel Zeit um großartig einzuziehen, denn es ging gleich weiter. Und so fanden wir uns nach einer kurzen Busfahrt auf einem Flussdampfer wieder, mit welchem wir am nächtlichen Shanghai vorbeischipperten. Überwältigt von der Größe der Stadt und den ganzen Lichtern (in Shanghai wird es nie dunkel) wurden die ersten 200 Fotos geschossen. Das Camp war somit eröffnet und die Party konnte beginnen.
Unsere Fanqualitäten
stellten wir das erste Mal am Flughafen unter Beweis, wo wir
lautstark das deutsche Schwimmteam begrüßten. Nun konnten auch die
Wettkämpfe beginnen. Also: Nichts wie rein ins Stadion. Jedoch ging
das alles nicht so schnell, weil man vorher noch durch sämtliche
Kontrollen musste, das Ganze glich etwas den Sicherheitsbestimmungen
eines Flughafens, aber auch dieses Prozedere konnte unsere Stimmung
nicht drücken.
Schon beim
Synchronschwimmen gaben wir die erste Kostprobe unseres Könnens. Und
weil wir laut, gleichgekleidet und europäisch waren, wurden wir
schnell zum Kameramagneten und stahlen so manchem Sportler vielleicht
sogar die Show. Aber das war ja erst der Anfang, ein Warm-up
sozusagen. Denn die Schwimmwettkämpfe lagen ja noch vor uns. Bis
dahin „vertrieben“ wir uns die Zeit beim Wasserball, Turmspringen
und bei den Freiwasserwettkämpfen. Besonders beliebt waren die
Wasserballspiele. 150 begeisterte Jugendliche begleiteten das
deutsche Team bis zum Viertelfinale und weil die Mannschaft so
dankbar über unsere Unterstützung war, sponserten sie uns gleich
noch die Tickets für ihre letzten zwei Spiele. Damit machten sie
sich noch mehr zu den Zuschauerlieblingen und so heizten wir die
Stimmung im Stadion noch einmal gewaltig an. Und die Party ging sogar
außerhalb des Stadions weiter. Nach den Spielen brachten wir die
Metro zum Wackeln, mit HUMBA und anderen Fangesängen. Besonders
erfreut waren wir immer, wenn neue Chinesen die Metro betraten, dann
ging das Ganze von vorne los, denn wir mussten ja alle Chinesen in
die deutsche Feierstimmung und Jubelkultur einweisen. (Teilweise
machten die unschuldigen Bewohner Shanghais aber einen ziemlich
verängstigten Eindruck, wenn sie uns sahen.)
Auch die
Freiwasserwettkämpfe hatten ihren besonderen Charme. Zwar konnte man
von den Schwimmern nicht viel sehen, dafür jedoch zog uns das Meer
in seinen Bann und so feuerten wir vom Wasser aus die deutschen
Sportler an. Natürlich blieben wir auch da nicht lange unbeobachtet
und so gaben wir Interviews für das internationale Fernsehen und
ließen tausende Fotos mit Chinesen machen.
Aber auch das
Turmspringstadion wurde von uns gerockt. Und so kamen wir auch dort
gegen die chinesischen Fans an.
Aber weil die Stimmen
vom andauernden Anfeuern irgendwann mitgenommen waren, gönnten wir
uns Auszeiten, die wir in den Gärten der Stadt oder den unzähligen
Tempeln verbrachten. Diese stellten nämlich kleine Oasen im
schnelllebigen Shanghai dar. Und so konnten wir dort die Seele
baumeln lassen, die Stimmbänder etwas schonen, das Qi fließen
spüren und der chinesischen Kultur näherkommen.
Auch das Venedig des
Ostens stand auf dem Programm. Und so machten wir uns in aller Früh
auf in ein kleines Dörfchen namens Zhouzuang. Nachdem wir etwas
herumgeirrt waren, fanden wir dann auch die kleinen versteckten
Gassen mit niedlichen Geschäften, die Wasserstraßen und sogar einen
Tempel. Auch dieser Tag war wurde einer der Höhepunkte.
Selbst die fernöstliche
Küche konnte uns nicht abschrecken (obwohl es an jeder Ecke
McDonald’s, KFC, Subway,…gab und diese sogar einen
Rund-um-die-Uhr Lieferservice hatten). Und so aßen wir teilweise
Gerichte, die wir noch nie vorher gesehen hatten und bei denen wir
nicht einmal genau wussten, was sich eigentlich dahinter verbarg.
Ganz mutige Campteilnehmer verspeisten sogar ganze Vögel am Spieß
oder Schildkröte.
Natürlich taten wir auch
das, was viele Urlauber in China machen, wir besuchten den Schneider
und ließen uns gleich noch neu einkleiden.
Ein weiterer Magnet für
die meisten Camper war der beliebte Fake-Markt. Dort wurden unzählige
Uhren, Taschen, Apple-Produkte und weiteres für weniger als 20 Euro
erstanden. Immer geübter wurden wir beim Feilschen. Ein bisschen
erschrocken waren die Chinesen schon, wenn wir die Preise so stark
drückten. Mit Sätzen wie „No joking“ versuchten sie die
Geschäfte noch zum Guten zu wenden, doch wir ließen uns nicht
beirren.
Und dann hatten auch
endlich die langersehnten Schwimmwettkämpfe begonnen. Und so wurde
das Oriental Sports Center erneut der Pilgerort für die Gelbshirts.
Zwar hätten wir uns über etwas mehr deutsche Beteiligung in den
Finals und Semifinals gefreut, aber dennoch gaben wir nochmal alles
und feierten jeden Sportler. Den Abschluss der WM bildete die
Bronzemedaille der Lagenstaffel unserer Männer.
Danach hieß es dann auch
von allen neugewonnenen Freunden fürs Erste Auf-Wiedersehen-sagen.
Denn die ersten Camper mussten sich schon um 6 Uhr am 1. August auf
den Weg zurück nach Deutschland machen. Und so endete das große
Abenteuer/die gigantische Party Shanghai.
Und das Beste: 2013
geht die Party in Barcelona weiter.
(Steffi Borg, Campteilnehmerin)